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Charisma in Führungspositionen

21. März 2025 by Redaktion

Die Bedeutung von Charisma in Führungspositionen

Im Interview: Martin Haase, Charisma-Experte

Mar­tin Haase © Insti­tut für charis­ma­tis­ches Führen / pri­vat

Sie haben sich inten­siv mit Charis­ma in der Führung auseinan­derge­set­zt. Was genau ver­ste­hen Sie unter Charis­ma?

Charis­ma ist eine kom­plexe soziale Kom­pe­tenz, die aus mehreren Kom­po­nen­ten beste­ht: rhetorisches Geschick, emo­tionale Intel­li­genz, Authen­tiz­ität und visionäre Kraft. Es ist die Fähigkeit, andere zu inspiri­eren und zu bee­in­flussen, ohne dabei autoritär zu wirken. Charis­ma ist keine ange­borene Eigen­schaft, son­dern ein Zusam­men­spiel aus per­sön­lichen und sozialen Fak­toren, das durch gezieltes Train­ing gefördert wer­den kann.

Sie berat­en seit fast vierzig Jahren Unternehmen und Führungskräfte. Jet­zt leit­en Sie das ​„Insti­tut für charis­ma­tis­ches Führen“. Was hat Sie bewogen, sich inten­siv mit dem The­ma Charis­ma zu beschäfti­gen?

Während mein­er jahrzehn­te­lan­gen Arbeit als Berater für Unternehmen und Führungskräfte habe ich immer wieder fest­gestellt, dass rein fach­liche Kom­pe­tenz allein nicht aus­re­icht, um Men­schen zu inspiri­eren und langfristig erfol­gre­ich zu führen. Beson­ders her­aus­ra­gende Per­sön­lichkeit­en ver­fügten über eine Ausstrahlung, die andere motivierte, ihr Ver­trauen gewann und eine nach­haltige Wirkung erzeugte.

Dieser Ein­druck hat mich dazu bewogen, Charis­ma sys­tem­a­tisch zu erforschen. Ich wollte her­aus­find­en, ob es sich dabei um eine ange­borene Gabe han­delt oder ob sich charis­ma­tis­che Führungs­fähigkeit­en gezielt entwick­eln lassen. Meine Unter­suchun­gen haben gezeigt, dass Charis­ma weniger eine Frage der Per­sön­lichkeit als vielmehr der kom­mu­nika­tiv­en und sozialen Kom­pe­ten­zen ist – also dur­chaus erlern­bar. Dies war die Geburtsstunde des ​„Insti­tuts für charis­ma­tis­ches Führen“, das sich wis­senschaftlich fundiert mit den Mech­a­nis­men charis­ma­tis­ch­er Führung auseinan­der­set­zt und prax­is­na­he Train­ings für unter­schiedliche Beruf­s­grup­pen anbi­etet.

In der mod­er­nen Führungs­forschung wird oft argu­men­tiert, dass Charis­ma über­schätzt wird. Ist es wirk­lich so entschei­dend für Führungser­folg?

Es gibt tat­säch­lich eine kon­tro­verse Diskus­sion darüber. Während manche Stu­di­en beto­nen, dass harte Fak­toren wie strate­gis­ches Denken oder Fachkom­pe­tenz wichtiger sind, zeigen andere Unter­suchun­gen, dass charis­ma­tis­che Führungskräfte langfristig motiviert­ere und leis­tungs­fähigere Teams haben. Charis­ma erle­ichtert die Kom­mu­nika­tion von Visio­nen und Zie­len, was in dynamis­chen und unsicheren Zeit­en beson­ders wichtig ist.

Sie sind vor allem im deutschsprachi­gen Raum unter­wegs, haben aber auch Sem­i­nare und Train­ings in Chi­na und anderen asi­atis­chen Län­dern sowie in osteu­ropäis­chen Län­dern durchge­führt. Wird der Begriff Charis­ma in den ver­schiede­nen Kul­turen unter­schiedlich bew­ertet?

Unbe­d­ingt. Der Begriff ​„Charis­ma“ hat je nach kul­turellem Kon­text eine stark vari­ierende Kon­no­ta­tion. Im west­lichen Kul­turkreis, ins­beson­dere in Europa und Nor­dameri­ka, wird Charis­ma oft mit Indi­vid­u­al­ität, Überzeu­gungskraft und visionärem Denken assozi­iert. Charis­ma­tis­che Führungsper­sön­lichkeit­en gel­ten hier als solche, die durch Elo­quenz, emo­tionale Intel­li­genz und per­sön­liche Strahlkraft Men­schen für eine Idee gewin­nen kön­nen.

In asi­atis­chen Kul­turen hinge­gen ist Charis­ma stärk­er an Werte wie Har­monie, Beschei­den­heit und kollek­tive Ver­ant­wor­tung gekop­pelt. In Chi­na beispiel­sweise wer­den charis­ma­tis­che Führungskräfte nicht primär als charis­ma­tis­che Einzelper­sön­lichkeit­en wahrgenom­men, son­dern als diejeni­gen, die es ver­ste­hen, ein Sys­tem so zu steuern, dass es langfristig Sta­bil­ität und Wohl­stand gewährleis­tet. In Japan wiederum ist charis­ma­tis­che Führung eng mit der Kun­st des Zuhörens und der sub­tilen Ein­flussnahme ver­bun­den – eine autoritäre Selb­st­darstel­lung, wie sie im West­en teil­weise mit Charis­ma ver­bun­den wird, wäre dort unpassend.

Auch in osteu­ropäis­chen Län­dern gibt es Beson­der­heit­en: Hier spielt oft die his­torische Erfahrung eine Rolle. Auf­grund der Ver­gan­gen­heit autoritär­er Herrschaftssys­teme wird Charis­ma nicht sel­ten mit Mis­strauen betra­chtet, da es mit Manip­u­la­tion oder Macht­miss­brauch assozi­iert wer­den kann. Gle­ichzeit­ig gibt es aber auch eine tiefe Sehn­sucht nach inspiri­eren­den Per­sön­lichkeit­en, die neue Per­spek­tiv­en eröff­nen.

Hat sich die Bedeu­tung von Charis­ma im dig­i­tal­en Zeital­ter verän­dert?

Auf jeden Fall. In der heuti­gen, zunehmend dig­i­tal­isierten Welt sind tra­di­tionelle For­men der Führung nicht mehr aus­re­ichend. Charis­ma muss sich an neue Kom­mu­nika­tion­swege anpassen. Führungskräfte müssen online genau­so überzeu­gend wirken wie im direk­ten Kon­takt. Dig­i­tale Charis­ma-Kom­pe­ten­zen – wie eine fes­sel­nde virtuelle Präsenz, authen­tis­che Online-Kom­mu­nika­tion und die Fähigkeit, trotz Dis­tanz emo­tionale Nähe zu schaf­fen – sind essen­ziell gewor­den.

Viele assozi­ieren Charis­ma mit großen Red­nern wie Mar­tin Luther King Jr. oder Malala Yousafzai . Ist Charis­ma also vor allem eine Frage der Rhetorik?

Rhetorik ist ein bedeu­ten­der Fak­tor, aber nicht der einzige. Ein charis­ma­tis­ch­er Führer überzeugt nicht nur durch Worte, son­dern auch durch non­ver­bale Sig­nale, Kör­per­sprache und emo­tionale Intel­li­genz. Men­schen spüren intu­itiv, ob eine Führungskraft authen­tisch ist. Wer Charis­ma auf bloße Rhetorik reduziert, riskiert, manip­u­la­tiv zu wirken, was langfristig kon­trapro­duk­tiv ist.

Zu Ihrer Klien­tel gehören neben Führungskräften aus der Wirtschaft auch Pfar­rerin­nen und Pfar­rer. Wie unter­schei­det sich das Charis­ma-Ver­ständ­nis im wirtschaftlichen Kon­text vom kirch­lichen?

Das Charis­ma-Ver­ständ­nis in diesen bei­den Bere­ichen weist dur­chaus deut­liche Unter­schiede auf. In der Wirtschaft wird Charis­ma primär als eine Fähigkeit betra­chtet, Men­schen zu begeis­tern, strate­gis­che Visio­nen zu ver­mit­teln und durch eine überzeu­gende Per­sön­lichkeit geschäftliche Erfolge zu erzie­len. Führungskräfte, die charis­ma­tisch wirken, set­zen auf emo­tionale Intel­li­genz, Kör­per­sprache, Rhetorik und oft auch eine gewisse Insze­nierung, um ihre Botschaften kraftvoll zu ver­mit­teln.

Im kirch­lichen Kon­text hinge­gen ist Charis­ma weniger an die Insze­nierung ein­er Einzelper­son gebun­den, son­dern stärk­er mit Authen­tiz­ität, spir­itueller Tiefe und Glaub­würdigkeit ver­bun­den. Während wirtschaftliche Führungsper­sön­lichkeit­en oft durch ein hohes Maß an Selb­st­be­wusst­sein und extro­vertierte Präsenz wirken, zeigt sich Charis­ma im kirch­lichen Bere­ich häu­fig in ein­er Art ​„beschei­den­er Autorität“ – also in der Fähigkeit, Men­schen durch innere Überzeu­gung und spir­ituelle Strahlkraft zu leit­en, ohne dabei laut oder dom­i­nant aufzutreten.

Inter­es­san­ter­weise gibt es jedoch auch Par­al­le­len: Sowohl in der Wirtschaft als auch in der Kirche hängt charis­ma­tis­che Führung von der Fähigkeit ab, Ver­trauen zu schaf­fen, Men­schen für eine gemein­same Mis­sion zu gewin­nen und sie emo­tion­al zu erre­ichen. Das bedeutet, dass viele der Tech­niken, die wir im wirtschaftlichen Kon­text lehren, auch für kirch­liche Führungsper­sön­lichkeit­en anwend­bar sind – allerd­ings immer mit einem sen­si­blen Blick für die unter­schiedlichen Werte und Zielset­zun­gen bei­der Bere­iche.

Gibt es also unter­schiedliche Arten von Charis­ma??

Ja, und das ist ein wesentlich­er Punkt. Es gibt visionäres Charis­ma, das durch eine klare Zukun­ftsvi­sion inspiri­ert, rela­tionales Charis­ma, das auf Empathie und zwis­chen­men­schlich­er Ver­bun­den­heit basiert, und autoritäres Charis­ma, das eher durch Dom­i­nanz und Kon­trolle geprägt ist. Erfol­gre­iche Führungskräfte kom­binieren meist mehrere dieser For­men, abhängig von der jew­eili­gen Sit­u­a­tion und den Bedürfnis­sen ihres Teams.

Kann Charis­ma erlernt wer­den?

In gewis­sem Maße, ja. Manche Men­schen haben eine natür­liche Begabung für charis­ma­tis­ches Auftreten, aber viele der zugrunde liegen­den Fähigkeit­en – wie eine aus­drucksstarke Kör­per­sprache, aktives Zuhören oder emo­tionale Intel­li­genz – lassen sich trainieren. Der Schlüs­sel liegt in der bewussten Selb­stre­flex­ion und dem kon­tinuier­lichen Üben in realen Führungssi­t­u­a­tio­nen.

Gibt es auch Risiken, die mit charis­ma­tis­ch­er Führung ver­bun­den sind?

Defin­i­tiv. Charis­ma kann sowohl kon­struk­tiv als auch destruk­tiv einge­set­zt wer­den. His­torische Beispiele wie pop­ulis­tis­che Führer zeigen, dass Charis­ma auch miss­braucht wer­den kann, um Massen zu manip­ulieren. Außer­dem beste­ht die Gefahr der ​„Charis­ma-Falle“: Hochcharis­ma­tis­che Führungsper­sön­lichkeit­en neigen dazu, Wider­spruch zu unter­drück­en, weil sie sich ihrer eige­nen Überzeu­gungskraft zu sich­er sind. Eine gesunde Führungskul­tur braucht deshalb nicht nur Charis­ma, son­dern auch kri­tis­ches Denken und eine offene Feed­back-Kul­tur.

Abschließend: Welche drei Ratschläge wür­den Sie Führungskräften geben, die ihr Charis­ma entwick­eln wollen?

Erstens: Entwick­eln Sie eine klare, inspiri­erende Vision, die über rein wirtschaftliche Ziele hin­aus­ge­ht. Zweit­ens: Hören Sie aktiv zu und zeigen Sie echte Empathie für Ihr Team. Und drit­tens: Arbeit­en Sie an Ihrer non­ver­balen Präsenz – Hal­tung, Gestik, Blick­kon­takt. Men­schen fol­gen nicht nur Worten, son­dern auch der Energie, die eine Führungskraft ausstrahlt.

Vie­len Dank für das Gespräch!

© leadership.info

Kategorie: Charisma und Führung Stichworte: charisma, führung, leadership

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