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attraktivität

Eine Analyse von Charisma und Attraktivität

15. April 2025 by Martin Haase

Mar­tin Haase © pri­vat / Insti­tut für charis­ma­tis­ches Führen

Die ver­bre­it­ete Gle­ich­set­zung von Charis­ma mit physis­ch­er Attrak­tiv­ität beruht auf ein­er Fehlannahme, die sowohl psy­chol­o­gisch als auch neu­rowis­senschaftlich nicht halt­bar ist. In meinem Essay ​„Schön, aber stumm — Führung funk­tion­iert nicht im Spiegel“  dif­feren­ziere ich bei­de Konzepte auf der Grund­lage empirisch­er Stu­di­en und neu­rokog­ni­tiv­er Mod­elle. Während Attrak­tiv­ität primär auf biol­o­gis­chen Merk­malen beruht und unbe­wusst über das Beloh­nungssys­tem des Gehirns wirkt (z. B. ven­trales Stria­tum, Nucle­us accum­bens), ist Charis­ma ein sozial-kog­ni­tives Phänomen, das mit Empathie, emo­tionaler Intel­li­genz und kom­mu­nika­tiv­er Kom­pe­tenz verknüpft ist. Neu­rol­o­gisch sind hier ins­beson­dere der medi­ale präfrontale Kor­tex und das tem­poropari­etale Über­gangsare­al beteiligt. Anders als Attrak­tiv­ität kann Charis­ma durch Train­ing gezielt gefördert wer­den. Stu­di­en zeigen, dass charis­ma­tis­ches Ver­hal­ten – ins­beson­dere rhetorische Mit­tel, emo­tionale Res­o­nanz und authen­tis­che Kom­mu­nika­tion – einen sig­nifikan­ten Ein­fluss auf Führungser­folg hat¹. Dage­gen ist der Ein­fluss äußer­er Attrak­tiv­ität auf nach­haltige Führung begren­zt und spielt vor allem in kurzfristi­gen sozialen Sit­u­a­tio­nen eine Rolle². Die klare Unter­schei­dung bei­der Konzepte ist für die Führungskräf­teen­twick­lung sowie für die Kom­mu­nika­tions- und Sozialpsy­cholo­gie von zen­traler Bedeu­tung.

  1. Vgl. John Anton­akis, Mari­ka Fen­ley und Sue Liechti: Can charis­ma be taught? Tests of two inter­ven­tions, in: Acad­e­my of Man­age­ment Learn­ing & Edu­ca­tion 10 (2011), H. 3, S. 374–396.
  2. Vgl. Judith H. Lan­glois u. a.: Max­ims or myths of beau­ty? A meta-ana­lyt­ic and the­o­ret­i­cal review, in: Psy­cho­log­i­cal Bul­letin 126 (2000), H. 3, S. 390–423.

Kategorie: Abstract Stichworte: attraktivität, charisma, führung, icf, leadership

Schön, aber stumm — Führung funktioniert nicht im Spiegel

14. April 2025 by Martin Haase

Von der Ober­fläche zur Tiefe: Charis­ma ver­sus Attrak­tiv­ität im sozialen Kon­text

Charis­ma vs Attrak­tiv­ität © Insti­tut für charis­ma­tis­ches Führen

Zwei dis­tink­te Phänomene mit unter­schiedlichen Wirk­mech­a­nis­men

Die Gle­ich­set­zung von Charis­ma mit physis­ch­er Attrak­tiv­ität ist weit ver­bre­it­et, doch han­delt es sich um zwei klar voneinan­der abgrenzbare Phänomene. Während Attrak­tiv­ität primär auf kör­per­lich-visuellen Merk­malen basiert und tief in biol­o­gis­chen sowie kul­turellen Wahrnehmungsmustern ver­wurzelt ist, beschreibt Charis­ma eine kom­plexe, sozial-kog­ni­tive Wirkung, die vor allem durch kom­mu­nika­tive und emo­tionale Kom­pe­ten­zen ver­mit­telt wird. Die Dif­feren­zierung ist nicht nur the­o­retisch, son­dern auch empirisch und neu­ro­bi­ol­o­gisch fundiert – und besitzt weitre­ichende Imp­lika­tio­nen, ins­beson­dere im Bere­ich der Führungs­forschung.

Biol­o­gis­che Basis und automa­tis­che Wirkung

Attrak­tiv­ität entste­ht zu großen Teilen aus evo­lu­tionär entwick­el­ten Präferen­zen sowie sozialen Ide­al­bildern. Sym­me­trie, Jugendlichkeit und bes­timmte Pro­por­tio­nen gel­ten kul­turüber­greifend als attrak­tiv – wen­ngle­ich es kul­turelle Unter­schiede in der Bew­er­tung geben kann. Neu­rowis­senschaftlich aktiviert physis­che Attrak­tiv­ität primär das Beloh­nungssys­tem des Gehirns, ins­beson­dere das ven­trale Stria­tum und den Nucle­us accum­bens. Diese Areale sind für die unbe­wusste emo­tionale Bew­er­tung zuständig und fördern schnelle, pos­i­tive Reak­tio­nen.
Psy­chol­o­gisch zeigt sich dies im soge­nan­nten Halo-Effekt: Attrak­tiv­en Per­so­n­en wer­den automa­tisch pos­i­tive Eigen­schaften wie Intel­li­genz, Kom­pe­tenz oder Ver­trauenswürdigkeit zugeschrieben – häu­fig ohne über­prüf­bare Grund­lage. Diese Wirkung ent­fal­tet sich unbe­wusst und ist schw­er steuer­bar, was sie in sozialen Inter­ak­tio­nen beson­ders ein­flussre­ich macht.

Soziales Kon­strukt mit kog­ni­tiv­er Tiefe

Im Gegen­satz dazu ist Charis­ma ein erlern­bares und kon­textsen­si­tives Phänomen. Charis­ma­tis­che Per­so­n­en wirken inspiri­erend, glaub­würdig und verbindlich – nicht auf­grund ihres Ausse­hens, son­dern durch ihr Ver­hal­ten, ihren Kom­mu­nika­tion­sstil und ihre emo­tionale Intel­li­genz. Dazu gehören aktives Zuhören, authen­tis­ches Auftreten, eine klare Wer­te­ori­en­tierung sowie die Fähigkeit, durch Sprache Visio­nen zu ver­mit­teln und emo­tionale Res­o­nanz zu erzeu­gen.
Neu­ro­bi­ol­o­gisch ist Charis­ma mit Aktivierun­gen im medi­alen präfrontal­en Kor­tex, dem tem­poropari­etal­en Über­gangsare­al und dem ante­ri­oren cin­gulären Cor­tex ver­bun­den. Diese Areale sind zen­tral für soziale Kog­ni­tion, Empathie und Per­spek­tivüber­nahme – Fähigkeit­en, die wesentlich für zwis­chen­men­schliche Wirkung und Führungskom­pe­tenz sind.

Empirische Dif­feren­zierung und Rel­e­vanz für Führung

Die Unter­schei­dung zwis­chen bei­den Konzepten wird durch eine Vielzahl empirisch­er Stu­di­en gestützt. John Anton­akis kon­nte in exper­i­mentellen Unter­suchun­gen zeigen, dass charis­ma­tis­che Kom­mu­nika­tion – etwa durch die bewusste Nutzung rhetorisch­er Mit­tel wie Meta­phern, kon­trastieren­der Aus­sagen oder moralis­ch­er Appelle – sig­nifikant stärk­er mit wahrgenommen­er Führungswirkung kor­re­liert als äußere Attrak­tiv­ität. Charis­ma ist dem­nach kein ange­borenes Per­sön­lichkeitsmerk­mal, son­dern ein Bün­del erlern­bar­er Fähigkeit­en.
Auch eine Meta-Analyse von Judith H. Lan­glois et al. zeigt, dass kör­per­liche Attrak­tiv­ität zwar kurzfristige Vorteile in sozialen Inter­ak­tio­nen mit sich bringt, für langfristi­gen Führungser­folg oder nach­haltige zwis­chen­men­schliche Bindun­gen jedoch kaum auss­chlaggebend ist. Entschei­dend sind hier soziale Kom­pe­ten­zen, emo­tionale Intel­li­genz und authen­tis­ches Ver­hal­ten – klas­sis­che Ele­mente charis­ma­tis­ch­er Wirkung.

Kom­mu­nika­tion schlägt Ästhetik

Die Unter­schei­dung zwis­chen Attrak­tiv­ität und Charis­ma ist nicht nur begrif­flich rel­e­vant, son­dern hat weitre­ichende prak­tis­che Kon­se­quen­zen – ins­beson­dere in der Auswahl und Entwick­lung von Führungsper­sön­lichkeit­en. Während Attrak­tiv­ität biol­o­gisch deter­miniert und in ihrer Wirkung schw­er steuer­bar ist, eröffnet Charis­ma ein entwick­lungs­fähiges Poten­zial: Es ist trainier­bar, kon­textab­hängig und basiert auf klar iden­ti­fizier­baren Ver­hal­tensweisen.
Charis­ma­tis­che Wirkung entste­ht nicht durch äußere Schön­heit, son­dern durch die Fähigkeit, Men­schen emo­tion­al zu erre­ichen, ihnen Ori­en­tierung zu geben und durch authen­tis­che Kom­mu­nika­tion Ver­trauen zu stiften. Wer Charis­ma mit Attrak­tiv­ität ver­wech­selt, unter­schätzt die soziale Kom­plex­ität zwis­chen­men­schlich­er Wirkung – und vergibt die Chance, Führungsqual­ität gezielt zu fördern.

Charis­ma vs Attrak­tiv­ität — © Insti­tut für charis­ma­tis­ches Führen

Lit­er­aturverze­ich­nis
Anton­akis, John / Fen­ley, Mari­ka / Liechti, Sue: Can charis­ma be taught? Tests of two inter­ven­tions, in: Acad­e­my of Man­age­ment Learn­ing & Edu­ca­tion 10 (2011), H. 3, S. 374–396.
Lan­glois, Judith H. / Kalaka­nis, Lisa / Ruben­stein, Adam J. / Lar­son, Andrea / Hal­lam, Mon­i­ca / Smoot, Mon­i­ca: Max­ims or myths of beau­ty? A meta-ana­lyt­ic and the­o­ret­i­cal review, in: Psy­cho­log­i­cal Bul­letin 126 (2000), H. 3, S. 390–423.
Lieber­man, Matthew D.: Social cog­ni­tive neu­ro­science: A review of core process­es, in: Annu­al Review of Psy­chol­o­gy 58 (2007), S. 259–289.
Zeki, Semir / Romaya, John-Paul: Neur­al cor­re­lates of hate, in: PLoS ONE 3 (2008), H. 10, e3556.

Kategorie: Charisma und Führung Stichworte: attraktivität, charisma, führung, kommunikation, leadership

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